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Mehrweg in Europa - Stand der Einführung von Mehrwegsystemen für Take-away-Speisen in der EU und der Schweiz

Die Einführung von Mehrwegsystemen für Take-away-Speisen hat in den letzten Jahren in der EU zunehmend an Bedeutung gewonnen. Im Fokus steht dabei insbesondere die Reduzierung von Abfall und die Schonung von Ressourcen. Ebenfalls zugenommen hat das Bewusstsein für die Kosten der kommunalen Entsorgung durch die Einwegverpackungen und -behälter von to-go-Speisen und -Getränken. In der Folge ist auch in der Gastronomiebranche der Bedarf an nachhaltigen Verpackungslösungen für gestiegen. In diesem Artikel wird der Stand der Einführung von Mehrwegsystemen für Takeaway-Speisen in der EU und der Schweiz beleuchtet, wobei besonders die Situation in Frankreich, Italien, Österreich, der Schweiz und Polen betrachtet wird.

Auf europäischer Ebene gibt es seit einiger Zeit Bestrebungen, den Einsatz von Kunststoff-Einwegverpackungen zu reduzieren und den Mehrweggedanken zu fördern. Im Rahmen der EU-Kunststoffstrategie wurden bereits einige Maßnahmen ergriffen, um den Verbrauch von Einwegplastik zu reduzieren. Dazu gehört zum Beispiel das Verbot von bestimmten Plastik-Einwegprodukten wie Einwegbesteck, Strohhalmen und Wattestäbchen. Auch die Umsetzung einer erweiterten Produzentenverantwortung für Verpackungen soll dazu beitragen, den Einsatz von kunststoffbasierten Einwegverpackungen zu reduzieren. Zudem wurden EU-weit Ziele für die Sammlung und Recyclingquote von Verpackungen festgelegt. Die Maßnahmen der EU können dabei helfen, die Umstellung auf Mehrwegsysteme voranzutreiben und den Ressourcenverbrauch zu reduzieren.

Frankreich

Frankreich hat im Jahr 2020 das sogenannte „Anti-Verschwendungs-Gesetz“ erlassen, das eine stärkere Verwendung von wiederverwendbaren Verpackungen für Take-away-Speisen vorschreibt. Es verbietet seit 2021 die Verwendung von Einweg-Plastikgeschirr, -Besteck und -Strohhalmen. Das Verbot betrifft jedoch nicht alle Arten von Einwegverpackungen, sondern nur solche, die nicht recycelbar sind. Es bleibt den Restaurants und Cafés also weiterhin erlaubt, recycelbare Einweg-Verpackungen zu verwenden. Dennoch hat das Gesetz einen Schub für Mehrwegsysteme gebracht. In Paris gibt es mittlerweile beispielsweise viele Initiativen, die auf Mehrwegsysteme setzen. Ein Beispiel ist das Unternehmen Ecocup, das wiederverwendbare Becher und Verpackungen für Veranstaltungen und Take-away anbietet.

Im Rahmen des Anti-Verschwendungs-Gesetzes müssen Restaurants und Lieferdienste seit dem 1. Januar 2022 auch eine Mehrwegoption für ihre Speisen anbieten. Zudem wurde ein Pfandsystem für Einwegverpackungen eingeführt. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, die jährlich in Frankreich produzierten 29 Milliarden Einwegverpackungen zu reduzieren.

Italien

Auch in Italien wird der Einsatz von Mehrwegverpackungen für Take-away-Speisen gefördert. Im Jahr 2019 hat die Stadt Mailand ein Pilotprojekt für Mehrwegbehälter gestartet, das mittlerweile auf weitere italienische Städte ausgeweitet wurde. Cafés und Restaurants erhalten eine Prämie, wenn sie wiederverwendbare Becher anbieten. Unter dem Namen „Ricicliamo Metropolitano“ (Metropolitan Recycling) können Kundinnen und Kunden in teilnehmenden Restaurants ihre Speisen in wiederverwendbaren Behältern mitnehmen und diese anschließend in teilnehmenden Restaurants wieder abgeben.

Ähnliche Systeme gibt es auch in anderen Städten wie Turin und Bologna. In Rom hat die Stadtverwaltung sogar beschlossen, ab 2022 komplett auf Einweg-Plastikgeschirr zu verzichten.

Österreich

In Österreich gibt es, ähnlich wie in Deutschland, seit ein paar Jahren konkurrierende Mehrwegsysteme für Take-away-Speisen. Ein Mehrwegpoolsystem bietet wiederverwendbare Boxen bzw. Schalen oder Bowls an, die Kundinnen und Kunden in teilnehmenden Restaurants mitnehmen und anschließend in teilnehmenden Restaurants oder an einem Rückgabeautomaten zurückgeben können. Zudem hat die Stadt Wien im Jahr 2020 ein Pilotprojekt für Mehrwegbecher gestartet, das ebenfalls gut angenommen wird. Viele Restaurants befüllen darüber hinaus auch von der Kundschaft mitgebrachte Behälter mit Speisen.

Von Mehrwegverpackungen für Speisen zu unterscheiden ist das ReUse-System. Dieses Gemeinschaftsprojekt von sozialwirtschaftlichen Organisationen und Städten ist ein Sammelsystem für wiederverwendbare Gegenstände wie Bücher, Sportartikel, Textilien, Werkzeug, Spielzeug usw. Das System ist mittlerweile in österreichischen Städten wie Wien, Salzburg und Graz etabliert.

Essensausgabe an Salatbar
Mehrwegverpackungen in der Gastronomie gewinnen europaweit an Bedeutung.

Schweiz

Auch in der Schweiz gibt es konkurrierende Mehrwegsysteme für Take-away-Verpackungen. Kundinnen und Kunden erhalten gegen eine Pfandgebühr oder per QR-Code-Scan eine wiederverwendbare Box bzw. einen mehrfachnutzbaren Becher, den sie bei teilnehmenden Restaurants zurückgeben können. Unter dem Namen „ReCircle“ können Konsumentinnen und Konsumenten ihre Speisen in Mehrwegbehältern mitnehmen und diese anschließend in den zahlreichen Rückgabeautomaten der teilnehmenden Restaurants zurückgeben. Zudem hat die Stadt Zürich im Jahr 2021 ein Pilotprojekt für Mehrwegbecher gestartet.

Polen

In Polen gibt es Bestrebungen, Mehrwegsysteme für Take-away-Speisen zu etablieren. Einige Initiativen setzen sich dafür ein, Einweg-Verpackungen zu reduzieren und auf wiederverwendbare Verpackungen umzusteigen. Ein Beispiel ist das Projekt „Niezapomniane Opakowania“ (Unvergessliche Verpackungen), das in Warschau gestartet wurde. Hier können Kundinnen und Kunden gegen eine geringe Gebühr wiederverwendbare Behälter ausleihen und bei verschiedenen teilnehmenden Restaurants zurückgeben. Auch in anderen polnischen Städten wie Krakau oder Breslau gibt es ähnliche Initiativen. Allerdings ist die Verwendung von Einweg-Verpackungen in Polen noch weit verbreitet, insbesondere in ländlichen Regionen. Es bleibt abzuwarten, wie schnell sich Mehrwegsysteme in Polen flächendeckend etablieren werden.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung von Mehrwegsystemen für Take-away-Speisen in der EU unterschiedlich schnell voranschreitet. Frankreich hat mit dem „Anti-Verschwendungs-Gesetz“ eine wichtige Maßnahme ergriffen, um die Verwendung von Mehrwegverpackungen zu fördern. Frankreich hat außerdem ein Verbot von nicht-recycelbarem Einweg-Plastikgeschirr eingeführt. In Österreich und der Schweiz sind bereits seit einigen Jahren Mehrwegsysteme etabliert. Italien befindet sich aktuell im Aufbau von Mehrwegsystemen. Die Zukunftsaussichten für Mehrwegsysteme sind insgesamt positiv. Immer mehr Städte und Gemeinden setzen sich für die Einführung von Mehrwegsystemen ein.

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